Ortsverband Groß-Umstadt

Rückblick des BUND auf das Vereinsjahr 2021 und die Vereinsgeschichte

Der Ortsverband Groß-Umstadt des Bundes für Umwelt- und Naturschutz (BUND) blickt auf ein Jahr zurück, in dem trotz Corona-Einschränkungen etliche Aktivitäten stattfanden. Ausfallen mussten leider der Schnittkurs im Spätwinter, die Fahrradbörse im März, der Flohmarkt im Juni und der Mistelverkauf im Advent.

Jedoch begannen die Aktionen gleich im Januar damit, die Misteln systematisch aus den Obstbäumen herauszuschneiden. Es folgte der Obstbaumschnitt zusammen mit den Obstbaumpaten. In einer größeren Aktion wurde das Schnittgut gehäckselt und auf die zuvor vom Gras befreiten Baumscheiben junger Obstbäume aufgebracht. So sollen die wenigen Sommerniederschläge nicht vom Gras abgefangen werden sondern den Bäumen zugute kommen.

Nach den drei Dürrejahren 2018 bis 2020 sehen unsere Obstbäume nicht gut aus. Der schwarze Rindenbrand hat sich in dem geschwächten Obstbaumbestand ausgebreitet. Maikäferengerlinge tragen zusammen mit den Dürreperioden im Sommer zum Absterben einzelner Ästen bis hin zu ganzen Bäumen bei. An heißen Tagen entstehen bei starker Sonneneinstrahlung auf dunkler dünnerer Rinde so hohe Temperaturen, dass sie abstirbt. Solche Bäume wurden in unserem Obstbaumpatenschaftsprojekt (wie früher üblich) mit einem weißen Kalkanstrich geschützt. Im Jahr 2022 hoffen wir auf einen kühlen, niederschlagsreichen Sommer, der ebenso dem stark geschädigten Wald zugute käme.

Für die Vermietung der städtischen Fahrradboxen am Bahnhof wurde ein Konzept entwickelt und dem Bürgermeister unterbreitet. Inzwischen hat die Stadt ein eigenes Konzept umgesetzt, um Radfahrern das Umsteigen auf die Bahn zu erleichtern.

Ein Radwegesystem ist in Groß-Umstadt nach einem Vorschlag der TU Darmstadt schon länger im Gespräch. Der Ortsverband hat dem Bürgermeister und im Verkehrsausschuss ein vereinfachtes Konzept vorgestellt, dass in der Presse veröffentlicht wurde.

In Absprache mit dem Förster sammelten Mitglieder im Herbst 2020 Eicheln und säten sie auf einer Kalamitätsfläche aus. Im Stadtwald Groß-Umstadt geschah das auch im Frühjahr 2021 mit Walnüssen. Wer uns bei solchen Aktionen unterstützen möchte, sende bitte eine Mail an Kurt Glogner kglogner(at)posteo.de oder Jörg Naumann jona03@gmx.de.

Der BUND-Ortsverband initiierte eine Gruppe „Klimaschutz-Projekte“ im Rahmen der Umstädter Agenda 21. In Zusammenarbeit mit dem Umweltberater der Stadt wurde für energiesparende Maßnahmen in Wohngebäuden geworben.

In Stellungnahmen zu Bebauungsplänen gemeinsam mit anderen Naturschutzverbänden wurden eine bessere Flächenausnutzung, eine generelle Verpflichtung zur Installation von Photovoltaik und die Anlage von Zisternen im Hinblick auf zurückgehende Niederschläge gefordert.

Ein Höhepunkt in diesem Jahr war die Auszeichnung unserer BUND-Ortsgruppe mit dem Umweltschutzpreis 2021 des Landkreises für ihr Engagement in den letzten 30 Jahren.

Rückblick auf Aktivitäten in der Vereinsgeschichte

Seit seiner Gründung im Jahr 1984 wirkte der Ortsverband auf örtlicher wie auf überörtlicher Ebene mit. Bundesweite Aktivitäten unterstützte er:

  • durch Mahnwachen nach der Explosion des Kernkraftwerks in Fukushima sowie durch Presseveröffentlichungen an den Jahrestagen der Explosion der Kernkraftwerke in Tschernobyl und Fukushima

  • durch Demonstrationen gegen Fehlentscheidungen wie bei den entmündigenden Freihandelsabkommen TTIP und CETA oder beim Kohleabbau

  • durch Demonstrationen gegen politisches Versagen bezüglich notwendiger Maßnahmen gegen den Klimawandel

Viel mehr Aktionen von Seiten unseres Ortsverbandes gab es in all den Jahren für etwas:

  • Fahrradbörse und Flohmarkt des BUND helfen, Gebrauchsgegenstände weiter zu nutzen und Müll zu vermeiden.

  • Auf unseren Vorschlag hin gibt es im Odenwälder Boten die Rubrik „Zu Verschenken“.

  • In unserer früheren Naturjugendgruppe erkundeten Kinder die Umgebung von Raibach, unternahmen Ausflüge und Fahrradtouren.

  • Botanische Rundgänge und Waldspaziergänge wendeten sich an die Öffentlichkeit

  • Botanische Vereinsexkursionen führten in die Alpen und zum grünen Band an die ehemalige Zonengrenze.

  • Mit Faltblättern informierte der Ortsverband zu den Themen „Wasser- und Energie sparen“, „Wärmedämmung“ und „Heizkosten senken“.

  • Um Kältebrücken aufzuspüren und zu Einsparung von Heizenergie zu beraten, bot der BUND kostenlos Thermografie in Privatgebäuden an.

  • Bereits im Jahr 2004 begann der Ortsverband mit einer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach der Umstädter Stadthalle beispielhaft erneuerbare Energie zu produzieren.

  • Gemeinsam mit der Stadt Groß-Umstadt gab er eine Flechtenkartierung in Auftrag, die Auskunft über die Luftgüte in allen Gemarkungen gab.

Viele dieser Projekte entstanden in Zusammenarbeit oder mit Unterstützung der Stadt Groß-Umstadt.

Der BUND Ortsverband hat auch andere unterstützt, die die gleichen Ziele verfolgen:

  • Bereits in den 90er Jahren erhielt Ernst-Reuter-Schule ein Photovoltaik-Demonstrationsobjekt für den Physikunterricht.

  • Für die Schüler der Geiersbergschule finanzierte der BUND mehrere Vorstellungen des Energie-Theaters und stellte Nistkästen zur Verfügung.

  • Spenden gab er für die Nachzucht der im Landkreis wiederentdeckten Europäischen Sumpfschildkröte.

  • Er beteiligte sich beim Ankauf eines Naturschutz-Grundstückes am Grünen Band.

  • Und er unterstützte die Umstädter Solidarische Landwirtschaft bei ihrer Gründung.

Ausblick

In den Jahren seit der Gründung unseres Ortsverbandes gab es viele Verbesserungen im Natur-und Umweltschutz. Etliche Probleme sind weiterhin ungelöst und neue Probleme sind hinzugekommen.

Natur- und Umweltschutz haben inzwischen einen hohen Stellenwert in unserer Gesellschaft erhalten und eine starke gesetzliche Grundlage. Im Landkreis gibt es nun eine Untere Naturschutzbehörde, die den gesetzlichen Auftrag auf der Fläche umsetzt. Bedeutsam ist, dass das Umweltinformationsgesetz, Einsichtnahme in das Verwaltungshandeln von Behörden erlaubt. Und Naturschutzverbände haben das Recht erhalten, im Rahmen von Verbandsklagen Verwaltungsakte juristisch überprüfen zu lassen.

Die Luft ist sauberer geworden. Durch Filter sind die Schwefelemissionen aus den Kraftwerken auf 10% der Ursprungswerte zurückgegangen. Die Stickstoffemissionen aus dem Verkehr liegen aber weiterhin unvermindert hoch.

Die Gewässerqualität in Bächen hat sich verbessert. Fische, die sauberes Wasser benötigen, zeigen dies an. Die Gewässerstruktur könnte häufig noch verbessert werden. Nicht gelöst trotz 20-jähriger fachlicher Beratung ist das Problem des Nitrataustrags aus landwirtschaftlichen Böden ins Grundwasser.

Die Abfalltrennung hier im Landkreis ist eine Erfolgsgeschichte. Sie hat die Grube Messel als Deponie und auch die geplante Hochdeponie nebenan im Wald überflüssig gemacht. Ihre bemerkenswerte Entwicklung von einer geplanten Mülldeponie zu einem ausgewiesenen Weltkulturerbe, ist allerdings das Verdienst einer Bürgerinitiative.

Entgegen der bundesdeutschen Zielsetzung und nicht im Einklang mit dem Baugesetzbuch geht der Verbrauch von Boden ungebremst weiter. Beste landwirtschaftliche Böden verschwinden unter Siedlungs-, Gewerbe und Industriegebieten und gehen für Nahrungsmittelerzeugung und als Freiraum für die Bevölkerung verloren. Sand- und Kiesabbauflächen werden auf Wunsch der Betriebe sehr großzügig freigegeben. Waldflächen müssen dafür abgeholzt und landwirtschaftliche Betriebsflächen aufgegeben werden.

Der geplante 4-streifige Ausbau der B 45 zwischen Dieburg und Groß-Umstadt, den der Kreistag und die Stadt befürwortet, würde viele Hektar wertvoller landwirtschaftlicher Böden verbrauchen, den CO2-Ausstoß erhöhen und steht in krassem Widerspruch zu Boden- und Klimaschutz.

Die immensen Waldschäden, von denen bisher überwiegend der Westkreis betroffen ist, die Missernten der Landwirtschaft in den Dürrejahren 2018 bis 2020 und die Hochwasserkatastrophen an Elbe, Mulde, Donau und jetzt in der Eifel, haben deutlich gemacht, dass der Klimawandel nicht nur ferne Länder sondern auch uns bedroht. Der CO2- und der Methanausstoß müssen daher in allen Bereichen stark zurückgefahren werden, und das schnell. Nach 29 Klimaschutzverhandlungen ist das Ergebnis von Glasgow äußerst unbefriedigend und zeigt, wie wenig die Nationen bereit sind, durch vorausschauendes Handeln in der Gegenwart Verantwortung für die Zukunft zu übernehmen. Der zunehmende Weltraumtourismus für den besonderen Kick einzelner verhöhnt alle Klimaschutz-Bemühungen und ist ausgesprochen unsozial.

Zusammenfassend kann festgestellt werden: In den vergangenen Jahrzehnten gab es deutliche Verbesserungen im Natur- und Umweltschutz. Der Umfang der schädigenden Einflüsse hat sich dennoch nicht verringert; neue Herausforderungen sind hinzugekommen. Der BUND-Ortsverband wird neue Entwicklungen auf örtlicher Ebene weiterhin mit eigenen Beiträgen kritisch und konstruktiv begleiten.

Der BUND erwartet von den Regierenden unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit nicht nur die Ankündigung von künftig zu erreichenden Zielen sondern den Mut zu den jetzt notwendigen Schritten. Bei den Bürgern reicht nicht die Einsicht in die Notwendigkeit; gefordert ist die Bereitschaft, mit eigenem Verhalten dazu beizutragen.

Wir alle tragen Verantwortung dafür, nachfolgenden Generationen Lebensbedingungen zu hinterlassen, wie wir sie heute selbstverständlich in Anspruch nehmen. Mit unserem Handeln gestalten wir die Zukunft. Jeder einzelne ist gefragt, durch sein Verhalten dabei engagiert mitzuwirken, unsere Erde lebenswert zu erhalten.