BUND Groß-Umstadt Rückblick auf 2023
Wir blicken zurück auf das wärmste Jahr seit Wetteraufzeichnung, ein nasses war es im Gegensatz zu anderen Regionen nicht, wie zu sehen ist: Es fehlt ein ganzer Monatsniederschlag. Was unseren Obstbäumen zusetzt, ist weniger die Jahresmenge, sondern sind die Trockenperioden, die meist mit Hitzeperioden gekoppelt sind. Im heißen Juni regnete es nur 12 mm! Wie im Wald sterben unter solchen Bedingungen einzelne Zweige, Äste und schließlich der ganze Baum. Misteln, die den Bäumen noch knappes Wasser entziehen, verstärken den Wasserstress. In 2023 haben wir daher alle Misteln radikal entfernt. Auf der Sonnenseite jüngerer Bäume stirbt bei starker Einstrahlung die Rinde ab. Gegen diese Hitzeschäden haben wir die Stämme weiß gestrichen. Im Frühjahr galt es, die meisten der 100 Hochstämme unseres Patenschaftsprojektes zu schneiden. Zahlreiche Interessenten besuchten auch unseren Schnittkurs mit Theorie und Praxis und erhielten eine Woche später Unterstützung bei der Anwendung der Erkenntnisse auf der Streuobstwiese. Dann war wieder das Schnittgut zu häckseln und auf vorher vom Gras befreite Baumscheiben zu verteilen. Im Frühsommer weideten Pferde auf einer Teilfläche, andere mussten wir mähen. Die schönere Arbeit war die Ernte im September, verbunden mit einem Kaffeetrinken im Grünen. Die Apfelwickler hatten beste Lebensbedingungen und entwickelten eine zweite Generation. Die befallenen Früchte (ca. 70%!) faulten schon am Baum. Im November pflanzten wir schließlich 5 junge Hochstämme als Ersatz für abgestorbene. Ins Pflanzloch gaben wir selbst hergestellte Pflanzenkohle dazu, die Nährstoffe anlagert, Wasser speichert und CO2 für lange Zeit festlegt.
Bei der Fahrradbörse erreichte der Umsatz noch nicht das Niveau vor Corona. Bei den Kinderrädern rechnen wir wieder mit mehr Angebot. - Mehrmals verschoben, besuchte uns die Sonneberger BUND-Gruppe im Juni. Für die 24 Gäste hatten wir einiges vorbereitet. Nach einer Exkursion durch das NSG Herrnberg fuhren wir auf einem Traktoranhänger bei bestem Wetter durch die Gemarkung, vorbei an unserer Streuobstwiese und den Windrädern, erläuterten naturkundliche Besonderheiten unserer Gegend und genossen einen warmen Sommerabend mit Spanferkel an einer Waldhütte in angenehm gelöster Stimmung; ein rundum gelungener Tag. Auch die ornithologische Exkursion am Folgetag wird in bester Erinnerung bleiben.
Währenddessen liefen die Vorbereitungen des BUND Region Starkenburg für den Hessentag in Pfungstadt auf Hochtouren. Unsere Aktiven halfen in der Folgewoche bei der Standbetreuung mit. - Bestes Wetter herrschte eine weitere Woche später bei unserem Flohmarkt. Zwar merken wir den Internetverkauf, doch passt die Zahl der Anbieter gut zu unserer Gruppe. - Ende Juni startete das Stadtradeln und wir waren wieder dabei. Mit unserem 16-köpfigen Team mit Freunden und Bekannten erreichten wir mit 4125 km in den drei Wochen den 3. Platz in der Wertung Groß-Umstadt. – Glück mit dem Wetter hatten wir auch bei unserem Sommerkaffeetrinken. Als wir bepackt mit allem Notwendigen zu unserem Ausflugspunkt loswanderten, sahen wir den Regenschauer in der Ferne vorbeiziehen.
Der Einsatz für eine Lichtleitlinie in Groß-Umstadt hat sich gelohnt. Sie ist jetzt von der Stadtverordnetenversammlung beschlossen, muss aber noch erarbeitet werden. – Nach der 6. BUNDAktion haben wir die Vermittlung von PV-Modulen beendet. Da inzwischen jeder weiß, dass man sie einfach beziehen und anbringen kann, ist unsere Mission erfüllt. 848 Module mit zusammen 320 kWp haben wir in den drei Jahren ausgegeben, die zusammen Strom für 100 Haushalte produzieren können.
Das ganze Jahr haben wir uns intensiv mit dem geplanten 4-spurigen Ausbau der B 45 auf 5,9 km Länge zwischen B 26 und Abfahrt Lengfeld beschäftigt. Anlass ist ein Stau im Berufsverkehr, der nach unserer Ermittlung morgens während einer und abends während zwei Stunden zu einer Verzögerung von 3 bis 6 Minuten führt und durch 2 Ampeln verursacht ist. Planungsgrundlage ist eine weit überhöhte und inzwischen überholte Prognose der Verkehrszunahme von 75% in 15 Jahren. Verbraucht werden dafür etwa 60 000 m2 Wald in Natura-2000- und Landschaftsschutzgebieten sowie bester Ackerböden. An Kosten werden dafür 64,2 mio € (bisher) veranschlagt. Wir haben mehrere Pressemitteilungen mit den Naturschutz- und Verkehrsverbänden im Landkreis abgestimmt und damit auf diese umweltschädliche Planung aufmerksam gemacht, die weitgehend unbemerkt voranschreitet.
Die BUND-Aktiven aus Schaafheim haben unter dem besonderen Einsatz der Ortsbeauftragten Sabine Schwöbel-Lehmann durch akribische Recherche belegt, dass mehrere Schutzgüter in den Zulassungen für Sand- und Kiesausbeutung in Südhessen nicht ausreichend berücksichtigt werden. Sie haben Bürger und Kommunalpolitiker in Babenhausen und Schaafheim für den zunehmenden Flächenverbrauch sensibilisiert und auch BUND-Mitglieder gegen die geplanten Rodungen im Langener Bannwald und im Babenhäuser Schutzwald aktiviert. So haben die Stadtverordneten von Babenhausen eine Klage beschlossen, die sich gegen die Verlängerung eines Rahmenbetriebsplans für einen Kies-See im Schutzwald wendet, ohne dass die erforderlichen Gutachten vorliegen. Problematisch ist, das Hessen kein Rohstoffkonzept mit Gesamtfördermengen hat und damit den Abbauwünschen der Unternehmen keine Grenzen setzt.
Höhepunkt des Jahres für die Schaafheimer Gruppe war, die vom BUND mit organisierte Premiere des Dokumentarfilms „Knirschendes Gold- Kies frisst Wald“ am 10.10.2023 im Kino Kaisersaal in Münster.