Pressemitteilung vom 22.9.2023
Ausbauplanung der B 45 stoppen!
Die Kreisverbände im Landkreis Darmstadt-Dieburg des Allgemeinen deutschen Fahrradclubs, der Botanischen Vereinigung für Naturschutz in Hessen, des Bundes für Umwelt und Naturschutz, der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz, des Naturschutzbundes Deutschland, des Verkehrsclubs Deutschland sowie der Pro Bahn-Regionalverband Starkenburg und der Hessische Wanderverband fordern vom Landkreis Darmstadt-Dieburg die Planung für den 5,9 km langen 4-streifigen Ausbaus der B 45 zu stoppen.
Auf der Nordostseite der B 45 zwischen Dieburg und Groß-Umstadt beträfe der Ausbau den Forstwald, der zu einem Landschaftsschutzgebiet sowie zu einem Vogelschutzgebiet gehört. Wegen seiner Bedeutung für den Naturschutz läuft derzeit ein Verfahren, um Teile des Waldes als Naturschutzgebiet auszuweisen.
Wenn die zusätzlichen zwei Fahrstreifen an der B 45 auf der Waldseite gebaut würden, müssten auf der betroffenen Länge von 2 200 m alle Bäume gerodet werden. Das wäre ein Waldverlust von 30 000 m2. Die betroffene Fläche entspricht 100 Bauplätzen á 300 m2. Hinzu kämen noch 4 000 m2 Wiese und Feuchtgebiet.
Die Straßenverbreiterung würde nicht nur Bodenversiegelung und einen Verlust an dem ohnehin gefährdeten Ökosystem Wald bedeuten, es wären auch weitere Folgeschäden zu erwarten. Der neue Waldrand wäre nach Südwesten schutzlos der Sonne und dem Wind ausgeliefert. „An den vielen heißen Sommertagen, die infolge des Klimawandels noch zunehmen werden, würde der Waldboden nach der Rodung des heutigen Waldmantels rasch austrocknen und immer mehr Randbäume würden absterben“, sagt Förster i.R. Laurenz Pries, Mitglied der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald. „Rindenbrand durch Überhitzung der Rinde z.B. bei Buche sowie Waldschädlinge wie Laubbaumborkenkäfer und Prachtkäfer würden mit dazu beitragen, dass der neue Waldrand auf großer Tiefe instabil wird und zusammenbricht, sodass einige Jahre nach der Rodung der Waldverlust noch viel größer wird.“
Ein destabilisierter Waldrand im Südwesten würde Stürmen, die hauptsächlich aus westlichen Richtungen kommen, eine breite Angriffsfläche bieten. Sie würden weitere Lücken in den Waldrand reißen.
Von der Verbreiterung der B 45 wären auch die Semder Wiesen, der Wiesenzug zwischen den beiden Waldflächen betroffen, die zu einem weiteren Landschaftsschutzgebiet gehören. Alle vor Jahren gepflanzten Straßenbäume müssten wieder gefällt und alle Hecken, die die Wiesenaue vor Lärm- und Verkehrsemissionen schützen, beseitigt werden.
Zusätzlich würde der Ausbau die Barrierewirkung für wandernde Tierarten verschärfen. Ein Genaustausch beispielsweise zwischen den beiden Teilpopulationen des seltenen und gefährdeten Laubfrosches nördlich und südlich der B 45 wäre dann kaum noch möglich. Auch die Ausbreitungsmöglichkeiten für die europarechtlich geschützten Zauneidechsen und Europäischen Sumpfschildkröten, aber auch häufigerer Arten, wie Igel, Hase und Blindschleiche würden erheblich beeinträchtigt.
Außerdem würde der Lebensraum zahlreicher Wald- und Waldrandarten zerstört. Mittelspechte, Waldohreulen und Rotmilane beispielsweise würden Brutplätze verlieren. Im Bereich der Semmeaue wäre eines der letzten Kiebitzvorkommen in Hessen bedroht.
Für die vorgeschriebene Kompensation der zahlreichen Auswirkungen würden zusätzliche Flächen beansprucht, die die Behinderung der Tierwanderungen durch teure Querungshilfen ausgleicht.
Im Bundesverkehrswegeplan 2015 werden die Kosten für den 4-streifigen Ausbau mit 43.400.000 € angegeben, die sich nach Preisindex auf 75.000.000 € erhöht haben. Die Naturschutz- und Verkehrsverbände können nicht nachvollziehen, dass Kosten in dieser Höhe für ein Bauprojekt ausgegeben werden, das in hohem Maße die Natur schädigt, ohne dass ein regionales Gesamtkonzept Mobilität vorliegt oder kostengünstigere und effektivere Alternativen geprüft und umgesetzt werden. Dazu gehören ein punktueller Ausbau an den Ampeln, eine bedarfsgerechte Ampelschaltung, der Ausbau des ÖPNV sowie die von PRO BAHN, der Interessengemeinschaft Odenwald und der Odenwaldbahn-Initiative seit Jahren geforderten Verbesserungen für das Angebot und den Betriebslauf auf beiden Ästen der Odenwaldbahn.
Die Naturschutz- und Verkehrsverbände fordern daher, kein weiteres Geld für diese verfehlte Planung zu verschwenden, sondern sich für einen flächensparenden, naturverträglichen und weniger verschwenderischen Umgang mit unserer Natur zu entscheiden und den Verkehrsfluss intelligenter zu verbessern.