Ortsverband Groß-Umstadt

Obstbaumpflege 2021/22

Die Trockenheit und die Hitze der Dürrejahre 2018 bis 2020 haben nicht nur dem Wald, sondern auch den Obstbäumen sehr geschadet. Etliche Bäume sind abgestorben. Gestresst durch hohe Wasserverdunstung bei mangelnder Wasserverfügbarkeit, ist ihre Abwehrkraft geschwächt. Pilze, wie der Schwarze Rindenbrand, und Borkenkäfer, wie der Ungleiche Holzbohrer, können in einer solchen Schwächephase die natürlichen Schutzmechanismen der Bäume überwinden, sich in den Bäumen festsetzen und sie schließlich zum Absterben bringen. Auch Misteln profitieren von der Klimaerwärmung und verbreiten sich stark.

Im Raibacher Streuobstgebiet sind bereits etliche Bäume abgestorben und haben Lücken im Streuobstbestand hinterlassen. Um sie wieder zu schließen und neue Bäume zu pflanzen, trafen sich am Samstag, den 13. November 2021, Obstbaumpaten und Mitglieder des BUND-Ortsverbandes auf dem Buschel. Die Bäume kamen von der vorbildlich organisierten Obstbaumaktion des NABU-Kreisverbandes. Damit die Bäume gut anwachsen können, wurden große Pflanzgruben ausgehoben. Dabei zeigte sich der Boden in einzelnen Gruben bereits in 40 cm Tiefe trocken. (Auch wenn wir den Sommer mit seinen erhöhten Niederschlägen im Mai, Juni und August als verregnet in Erinnerung haben, fielen in Raibach wegen des trockenen Frühjahrs und Septembers gerade 93% des mittleren Niederschlages.)

Nach dem Schnitt etwa beschädigter Wurzeln wurde ein Baum im Pflanzloch ausgerichtet und seine Wurzeln mit lockerer Erde bedeckt. Damit die Wurzeln gleich genug Feuchtigkeit haben, um gut anzuwachsen, wurde die Erde angegossen und festgetreten. Mit einem Hanfseil lose am Pfahl festgebunden und mit Maschendraht gegen Rehwildverbiss geschützt, war das Werk fast vollendet. Zum Schluss folgte nur noch der Pflanzschnitt, der den späteren Kronenaufbau festlegt. Nachdem alle Bäume fest im Boden standen, machten sich die Helfer wieder auf den Heimweg, durch den Nieselregen leicht angefeuchtet, aber zufrieden. Der BUND-Ortsverband dankt allen Helfern für ihre Unterstützung.

Bei den Arbeiten auf der Obstbaumwiese gibt es nur eine kurze Ruhepause. Bereits im Januar beginnt der Obstbaumschnitt. Am 22. Januar 2022 waren alle Obstbaumpaten und andere Interessierte zu einer öffentlichen Einführung in den Obstbaumschnitt eingeladen. Der Vorsitzende des BUND-Ortsverbands, Kurt Glogner, freute sich über den guten Besuch. Er erläuterte und demonstrierte die Schnittregeln an einem jungen Baum und ging auf die Fragen und Vorschläge aus dem Teilnehmerkreis ein. Besonders eindrucksvoll war anschließend die Veränderung eines verwahrlosten alten Baumes vor und nach dem Erhaltungsschnitt zu sehen.

Es ist zu hoffen, dass die gewonnen Erkenntnisse der Teilnehmer breite Anwendung finden.

Arbeiten auf der Obstwiese macht mehr Spaß, wenn man es gemeinsam tut. So trafen sich am Samstag, den 5.2.2022, Obstbaumpaten zu einem Schnitttag. Jeder brachte sein Werkzeug mit, Leitern wurden untereinander ausgeliehen, Erkenntnisse ausgetauscht und Ratschläge eingeholt. Während Eltern auf der Leiter oder im Baum standen, fanden Kinder auf der Wiese Interessantes oder halfen dabei, die Zweige an den Weg zu bringen. Für die Beteiligten ein gelungener und erfolgreicher Nachmittag.

Nicht nur an diesem Tag wurde geschnitten sondern während des gesamten Januar und Februar. Auf den Patenschaftsgrundstücken und der Erlebnisobstwiese waren es deutlich über 100 Obstbäume. Zudem wurden zahlreiche Obstbäume von Misteln befreit. Diese entziehen den Bäumen Wasser und Nährstoffe. Bei Wassermangel in den vermehrten Dürreperioden führt das nicht selten zum Absterben der Bäume. Daher unser Aufruf: Entfernt die Misteln, und zwar mit dem Zweig; auf einer gepflegten Obstwiese gibt es keine Misteln.

Die abgeschnittenen Zweige, die bei  unserer Obstbaumpflege angefallen sind, sollen nicht verbrannt und ihr gespeichertes CO2 in kürzester Zeit wieder freigesetzt werden. Während kleinere Teile des Schnittgutes in den zugehörigen Rainen der Grundstücke vermodern sollen, war der größte Teil zum Häckseln vorgesehen. Am Samstag, den 12.3.2022, starteten wir daher unsere Häckselaktion. Mit vielen Helfern zerkleinerten wir in mehreren Schichten Zweige und dünne Äste.

Die Hackschnitzel sollen gute Verwendung finden. Am folgenden Samstag wurden nämlich gemeinschaftlich etliche Baumscheiben gegraben, das Gras entfernt und mit dem Schüttgut bedeckt. So ist der Boden vor Austrocknung geschützt, besonders in Hitzeperioden, und keine Graswurzeln entziehen ihm die Feuchtigkeit, bevor sie zu den Baumwurzeln gelangen.

Jetzt fehlt nur noch das Weißen der Stämme junger Bäume, um sie durch die helle Farbe vor Hitzeschäden durch die starke Sonneneinstrahlung zu schützen. Und das soll geschehen, sobald wieder trockenes Wetter angesagt ist.

Vielerorts sind Obstbäume zwar in den letzten Jahren neu gepflanzt worden, doch ihre Pflege gerät oft ins Hintertreffen, besonders die älterer Bäume. Dabei ist die Gestaltung der Obstbaumkronen eine befriedigende Tätigkeit in natürlicher Umgebung abseits des Alltagsstresses. Es ist bereichernd zu verfolgen, wie sich ein Baum im Laufe eines Jahres verändert und in mehreren Jahren entwickelt. Die Ernte im Herbst ist ein freudiges Ereignis. Und es verleiht ein gutes Gefühl, in frisches, wohlschmeckendes, ungespritztes Obst beißen zu können, auch wenn einige Maden schon früher da waren und ihren Teil für sich beansprucht haben.

BUND-Ortsverband

Kurt Glogner

Hier ein paar Bilder aus 2021 / 2022